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  • sophiestern7

Endlich verändern! Oder doch lieber nicht...?


"Ich weiss genau, was ich verändern müsste. Ich weiss, was mir gut tut. Ich mach mir einen Plan. Aber dann schläft es wieder ein und eh ich mich versehe, ist alles wieder beim alten...", sagte letztens eine Ratsuchende zu mir.

Vermutlich kennen das viele. Denn wir befinden uns bei der Veränderung im Spannungsfeld von Sicherheit und Unsicherheit. Keine*r kann in die Zukunft blicken, nicht nur ob die Veränderung gelingt, sondern auch, ob sie den erwünschten Effekt wirklich bringt. Denn bis zu diesem Zeitpunkt des Lebens, sind wir doch irgendwie klar gekommen, mit dem Leben, seinen Freuden und seinen Herausforderungen und Schwierigkeiten. Wir haben mir unseren Strategien überlebt und waren erfolgreich in der Bewältigung. Das ist mehr als nur der berühmte "Spatz in der Hand" - es ist die persönliche, selbstwirksame Erfahrung, mit einer Strategie erfolgreich gewesen zu sein. Die kleinen oder sogar großen Nebenwirkungen dieses Erfolges, gehören eben dazu. Etwas zu verändern, bedeutet also auch, (wenigstens ehemals) erfolgreiche Strategien aufzuweichen oder sogar aufzugeben. Ziehen wir die systemische Perspektive hinzu, ist das besonders herausfordernd. Denn Systeme (und Menschen können wir als biologisches und psychisches System begreifen) sind autopoietisch und selbstrefrenziell! Vereinfacht bedeutet dies, dass Systeme das nutzen, was sie aus sich selbst heraus zur Verfügung haben und dass sie stabil bleiben wollen. Stabilität ist hier nicht im Sinne von "gut" gemeint, sondern eher im Sinne eines Gleichgewichtes. Dazu ein alltägliches Beispiel. Nehmen wir an, es war bislang hilfreich, erst nach Hause zu gehen, wenn der Schreibtisch wirklich leer war. Die Arbeit blieb wo sie hingehört und die Freizeit konnte mit freiem Kopf genossen werden. Unsere aktuellen Lebensumstände führen aber nicht selten zu einer verringerten Leistungsfähigkeit. Der Mangel an Fachkräften und die Verlagerung von Ressourcen auf der anderen Seite zu einem Anstieg von Arbeit. Das gute Gefühl eines leeren Schreibtisches, lässt sich in vielen Fällen "nur" noch mit Überstunden herstellen. Doch der Preis dafür ist weniger Freizeit, weniger Erholung und ein mehr an Gedanken an Arbeit, die belasten und einen auch zuhause einholen. Der ursprüngliche Gewinn des "leeren Schreibtisches" wird nur noch hin und wieder erreicht. Aber noch immer ist er geeignet, ein bisschen emotional zu entlasten! Und deshalb halten wir oft daran fest, obwohl wir die Paradoxität dahinter längst erkannt haben: Leistungsfähigkeit sinkt eher, wenn wir uns nicht erholen können. Überstunden führen vielleicht zu Wut über sich selbst und den Arbeitgeber. Und Arbeit wird eher mehr, als weniger - wenn wir sie trotz der Belastung noch immer "fertig" kriegen. Und dennoch verharren wir genau an dieser Stelle meist noch hartnäckiger, es scheint keine Lösung zu geben, als das "weiter wie bisher". Auf eine gewisse Art und Weise macht das Sinn, denn wenn wir jetzt die alten Überlebensmuster auch "loslassen", erzeugt das noch mehr Unsicherheit. Die Selbstfürsorge bleibt sozusagen auf der Strecke, weil wir überleben wollen...


Helfen können nun unterschiedliche Strategien:


* Das Hamsterrad verlassen und auf der Metaebene schauen. Was wollen wir wirklich? Reicht der Gewinn des "leeren Schreibtisches"? Ist er noch geeignet für das, was ich ursprünglich wollte? Und wenn ja, zu wieviel Prozent? Reichen uns diese Prozente? Wo ist der Sinn, wenn ich etwas nicht verändere? Passt dieser noch zum Hier und Jetzt? Und welche Ressourcen und Strategien habe ich eigentlich an sich, um (Nicht-)Veränderungen anzugehen und zu bewältigen?


* Entscheidungen treffen. Wir sind zugleich autonome und soziale Wesen. Das bedeutet, es gibt Dinge, in denen wir abhängig sind, aber auch Dinge in unserem Tanzbereich, die wir selbst entscheiden und beeinflussen. Es ist hilfreich zu entscheiden, ob wir in unserem Tanzbereich etwas ändern möchten oder ob wir lieber so weiter machen, wie bisher. Der Unterschied ist hier die Selbstermächtigung - auch in der möglichen Nicht-Veränderung!


* Veränderungen in kleinen Schritten denken, planen und umsetzen. Wenn ich mich für die Veränderung entscheide - welche wäre die kleinste Veränderung/ der kleinste Schritt, den ich mir vorstellen kann? So klein, dass er mir schon fast banal erscheint. Diese Veränderung wird umgesetzt und eingeübt. Und wenn diese sich etabliert hat, dann die nächste kleine Veränderung angehen... und dann die nächste...


* Wohlwollen mit sich selbst. Wenn die Umsetzung mal nicht klappt, wenn das alte Muster sich wieder einschleicht, hilft es, milde mich sich zu sein. Überprüfen wir noch einmal, ob der Sinn des alten Musters nicht doch noch gebraucht wird und entscheiden erneut!


*Erfolge feiern. Hilfreich ist es, Bilanz zu ziehen und die Erfolge zu feiern. Denn ein halbes Jahr später, ist vieles anders. Manchmal ist es die Perspektive, manchmal das eigene Verhalten, manchmal das Gefühl. Wir sollten dies würdigen!

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